Das 21. Kabarettprogramm der "Brennesseln"
"ZUR VERWÄHLUNG ALLES GUTE"
Im 21. Jahr ihres Bestandes ist diese Formation und traditionsgemäß bringen sie auch
heuer wieder ab Herbst ein aktuelles, neues Programm heraus. Die "Brennesseln", seit
mehr als zwei Dezennien fixer Bestandteil der österreichischen Kabarettszene, trotzen
jedem Klamauk- und Comedy-Trend und trotzdem sind die Spieltermine ein Jahr im voraus
mit ihren zeitkritischen Revuen verplant.
Ihre Angriffsflächen holt sich die "Viererbande" in der Gesellschaft sowie in der
Politik und dieses Reservoir ist anscheinend unerschöpflich.
Doziert, seziert und verspottet wird heuer mehr denn je das Tun dieser Regierung,
egal, ob Stromliberalisierung, Ambulanzgebühren, Privatisierungen oder das vielbelächlete
Männerministerium. Die "Nesseln" finden immer und überall ein Büschel Haare in der Suppe.
Aber man läßt auch verdiente Auslandsösterreicher in der Nummer "The old styrian Boys"
zu Wort kommen. Zu einer Johann Strauß-Melodie zelebriert man die "Defizit-Polka", und
weitere treffende Kabarettsongs erzählen die Geschichte von den "Seilschaften" und vom
oft zitierten "kleinen Mann".
Es ist einfach alles drinnen, was ein politisches Kabarett abrundet: Bush-Versprecher,
Westenthaler-Zitate, harsche Vergleiche, böse Unterstellungen, Sarkasmen ohne Ende,
aber auch Gesetzestexte werden diesmal ad absurdum geführt.
Man stellt nebenbei auch noch Überlegungen an, zu 300.000 Analphabeten im Lande,
wie zur 3. Generation der Emigranten. Umrahmt wird das ganze wie gewohnt, von den
aktuellen Conférencen zum Tagesgeschehen. Kurzum, es ist eine bitterböse Show über
das Österreich der Gegenwart geworden.
Langzeittexter und Gruppengründer Alfred Aigelsreiter hat sich heuer auch Beiträge
von sehr prominenten Theater-Kapazundern ausgeborgt. Der Nestroy-Experte schlechthin,
Regisseur Peter Gruber, schrieb das Lied über die Wiener Schicki-Mickis und
"Nessel"-Regisseur Kurt Sobotka verfaßte den Text über die "Regie-Dompteure".
Robert Herret, "Nessel"-Mitglied im sechsten Jahr machte sich Gedanken über
Gewinnspiele und die Demokratie.
Peter Siderits, schrieb wie immer die treffende Musik und setzte die Chöre.
Gemeinsam mit Paul Peschka und Robert Herret bildet er quasi - neben den darstellerischen
Aufgaben - auch das "Gruppen-Orchester".
Für den gelungenen Ablauf der Show und die rasante Abfolge der Pointen sorgt auch heuer
wieder Kabarett-Doyen und Kleinkunst-Altmeister Kurt Sobotka. Er hält die Regiezügel
beim Satirekleeblatt bereits zum viertenmal im kundigen Theater-Pratzerl.
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