The importance of the Charles-theatre for our village
BUNBURY
Schon beim Eintritt in das Foyer unseres Gießhübler Karltheaters wird man von einer
freundlichen Stimmung umhüllt, verbreitet von den Ensemblemitgliedern, die an diesem
Abend nicht auf der Bühne stehen. Durch allerlei kulinarische Köstlichkeiten bestens
vorbereitet, wechseln Vorfreude mit der Frage nach zu hoch gelegter Latte sich ab.
Nach mehrmaligen in Englisch gehaltenen Aufrufen zum Vorstellungsbeginn öffnet sich der
Vorhang und man fühlt sich vom ersten Moment very british, einerseits durch das perfekt
passende Bühnenbild und andererseits durch den in Englisch geführten Anfangsdialog zwischen
Algernon und Lane impulsiert.
Beeindruckend mit welcher Selbstverständlichkeit Axel Brodl als Jack W., Andreas Kormann
alias Algernon unterstützt von einem vorzüglich dienenden Lane Knopf englischen Humor und
Wortwitz auf die Bühne zaubern.
Cristina Trimbacher in der Rolle der Gwendolen Fairfax bringt nicht nur Anmut und Grazie
auf die Bühne mit, sondern versteht es wunderbar jede Pointe aus dem schwierigen Text
heraus zukitzeln. Aber dann das Erscheinen der BERGER, die man mittlerweile als die
Doyenne des Gießhüblers Karltheaters bezeichnen kann. Beeindruckend ihre Autorität,
wunderbar ihre Sprechtechnik, herrlich ihr Humor, den sie in der Rolle der Lady Bracknell
traumhaft zu vermitteln versteht. Offensichtlich impulsiert ihr Kostüm, in dem schon so
eine Größe wie Susi Nicoletti auf der Bühne stand, zu schauspielerischer Höchstleistung.
Hut ab vor diesen Akteuren, man fühlt förmlich mit welch Freude sie am Werk sind und wie
sie sich gegenseitig auf beachtliches künstlerisches Niveau treiben.
Wer annimmt nach der Pause mit weniger vorlieb nehmen zu müssen, der irrt gewaltig.
Schon das geschmackvolle Bühnenbild leitet uns in englisches Landsitzambiente erster Güte.
Was aber dann die Ladies und Gentlemen auf die Bühne zaubern ist Humor erster Klasse,
ein Wortwitz folgt dem anderen und lässt die Lachmuskeln nicht zur Ruhe kommen. Die
Dialoge zwischen Ceciliy und Gwendolen gehören zum Besten was die Gießhübler Theaterszene
seit langem erlebt hat, und nicht nur diese. Die bezaubernde Kathi Descher ist wahrlich
die Idealbesetzung für diese Rolle. Auffallend ihre exzellente Sprechtechnik, funkensprühend
die jugendliche Frische, toll besonders ihr Mienenspiel als Zuhörerin, einfach schön zu
beobachten wie sie es schafft im passenden Moment zu erröten oder noble Blässe in ihrem
zarten Gesicht aufsteigen zu lassen.
Wer von uns Männern, ob alt oder jung, wäre da nicht gerne Algernon, den Andreas Kormann
prächtig darzustellen vermag.
Souverän setzt er seine darstellerischen Qualitäten ein. Es ist ein Vergnügen seine
ausgefeilte Sprache zu genießen. In Axel Brodl als Jack sehen wir eine bestens disponierte
Bühnenpersönlichkeit, der man die sympathische Schlitzohrigkeit genauso gerne glaubt, wie
seine Liebesgefühle gegenüber der quirligen vor Witz sprühenden und wortgewandten Cristina
Trimbacher.
Einfach fulminant die Dialoge der beiden jungen Ladies, einfach kunstvoll wie scheinbar
selbstverständlich sie die Pointen aus den Ärmeln beuteln. Da sitzt jeder Atemzug.
Höchstes Kompliment an Franziska Wasinger wie sie mit Echtheit und schauspielerischem
Geschick den beiden Pärchen Paroli bietet und noch in der Lage ist Franz Müller alias
Dr. Chasuble zu betören, der offensichtlich alle Mühe hat bei diesen Turbulenzen und
Feuerwerken an Schauspielkunst und weiblichen Liebreizen nicht die Ruhe und den Überblick
zu verlieren.
Kompliment an Merriman. Herbert Knopf war ein sehr guter Diener seiner Herrn und am Werk.
Bravo Merriman Zitterich.
Höchste Anerkennung allen Darstellern diesen unwahrscheinlich schwierigen Text so bravourös
mit Menschlichkeit, Humor und Stil über die Bretter, die die Welt bedeuten zu
transportieren - Bravissimo für das Durchhaltevermögen auf diesem hohen Niveau bis zum Schluss.
Eine Extraverbeugung vor den Damen Gabi Berger und Kathi Descher sei bitte gestattet.
Ein großes, großes herzliches Danke - Schön für diesen wunderbaren Abend an das Ensemble
des Karltheaters miteingeschlossen das tolle Bühnenbild des Andi Berger der hervorragenden
Maske der Damen Christine Rittler und Judith Streng und nicht zuletzt Danke an die
pausierenden Akteure, die diesmal für die liebevolle Bewirtung sorgten.
Die Latte war nicht zu hoch gelegt - einfach toll.
Chapeau
Wolfgang Riebniger
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