Home "OPEN AIR - 23. Juni 2006"


Es ist Einiges los bei uns in Gießhübl. Vormittag ist Ordinationseröffnung mit Fest in der Rosenvilla. Am Nachmittag ruft der Kindergarten zu einem Fest. Danach konzertieren die Kinder der Musikschule. Gleichzeitig hält das Karltheater seine Generalprobe ab.
Und dann, ja dann wird es jugendlich, sehr jugendlich. Malerische Burschen und Mädchen erscheinen auf der Kuhheide. Die ersten Soundchecks auf der riesigen Bühne gehen durch Mark und Bein (der Schreiber dieser Zeilen kratzt am Sechziger). Shuttlebusse befördern an die 130 "Lärmbegeisterte" zum Konzert. Lärm? Nicht nur jede der vier auftretenden Bands hat eine Botschaft zu vermitteln. Bei aufmerksamer Verfolgung der Riffs, bei Durchleuchtung der Instrumentierung, bei Deutung der Texte, die eher nicht gesungen, sondern sehr dynamisch, exzessiv artikuliert werden - man könnte auch geschrieen dazu sagen - sind Figuren, ist ein System in der Musik zu erkennen. Über gefallen, über schön oder nicht schön kann man diskutieren, auch immer den Parameter des Altersunterschiedes, des Mehrgenerationensprungs im Hinterkopf. Mir fällt der Satz aus Goethes Torquato Tasso ein: Gut ist was gefällt, oder gut ist was sich ziemt.
Ein großes Kompliment unserer Gießhübler Band "The Infected". Das klingt schon sehr ordentlich ,die Musik hat System, sie beherrschen ihre Instrumente ,sie wissen was sie tun ,sie haben Ausstrahlung: Einfach ein gelungener Auftritt von Philip Frankhofer, Julian Derkits, Matthias Zach und Christoph Hillebrand. Bravo Jungs, wir werden euch im Auge und auch in den Ohren behalten.
Den Opener der ersten Band "Canibal System" kann man als gelungen bezeichnen, wenn er auch sehr große Anforderungen an unser Gehör stellte. Lautstärke überdeckt Feinsinn. Bewundernswert die stimmliche Kraft des Sängers. Ein kleiner Ratschlag sei erlaubt: Bitte pass auf auf dich, du brauchst deine Stimme noch so lange!
Als Zwischeneinschaltung möchte ich mich noch bei den etwas reiferen GießhüblerInnen bedanken für ihr entgegengebrachtes Verständnis. Für manche war es sehr laut und schwer nachvollziehbar , aber ein Ausspruch von vielen ähnlichen sei als wunderschönes Symbol für Verstehen und Toleranz angeführt: "Gfolln hot ma de Musik net wirklich, muaß ma jo a net mit üba 60 Joah, oba es is schen, dass fia de Jungan wos gmocht wird. " Keine Angst, liebe Gießhüblerinnen und Gießhübler, wir werden nicht jeden Tag, nicht jede Woche so laut sein. Aber ein-, zweimal im Jahr werden wir es versuchen.
noch auf die anderen Bands eingehe, sei ganz laut und glücklich erwähnt, dass es keinen einzigen negativen Vorfall gab. Die Burschen und Mädchen benahmen sich vorbildlich, einfach toll. Sogar bei einem kurzen Besuch der Polizei ernteten wir ausdrückliches Lob der Beamten für die vorbildliche Organisation und Ruhe. Ein Lob der Gießhübler Jugend, dem Team rund um Armin, Lisa, Philip, Pia, Mathias und Vildana. Sie schenkten fleißig Getränke aus, waren kreativ, organisierten sich wunderbar selbst. Damit habt ihr eine Unterschrift, eine Signatur eurer Reife gesetzt. Super, danke! Die Jugend hat eine Reifeprüfung abgelegt, wir "Alten" auch, weil wir vertrauten, gestatteten, Hilfe anboten, stützten. Die positive Energie, die von dieser Veranstaltung ausging, macht die eineinhalb Pfeile der Kritik, der Missgunst stumpf. Viele, ja unzählige Besuche von Erwachsenen der Generation 40 plus machen Mut auf ein da capo.
Nachtrag zu den zwei restlichen Gruppen. Bei den "Krawatten", so der Name der dritten Band, können wir schon eine gesteigerte Reife, eine erhöhte Professionalität und sehr deutliche musikalische Bilder beobachten. Es verwundert nicht, dass diese Burschen in unserem Bezirk und über die Grenzen hinaus schon als "kultig" gehandelt werden.
Die "Never Ending Circle" boten zum Abschluss Cross Over vom Feinsten. Äußerst stimmig beendeten sie einen tollen Abend. Aus Rücksicht auf "Mitternacht" musste ihr Auftritt leider etwas verkürzt werden.

GR SR Wolfgang Riebniger