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Kabarett I STANGL mit "Selbstbewußt Waschlapp sein" Am 26. April 2003 war nach langem wieder einmal I Stangl mit seinem neuen Solo-Kabarett in Gießhübl zu Gast. Es war ein überaus unterhaltsamer und witziger Abend mit einer Vielzahl neuer Perspektiven auf alltägliche Dinge und Verhaltensweisen und hinterließ ein mehrheitlich zufriedenes bis begeistertes Publikum.

Leider war nicht jeder im Publikum auf die verlangte Aufmerksamkeit vorbereitet. So sorgten einige kleine Störungen, sowie ein weitgehend irreführender Bericht in der NÖN von einer beleidigten Reporterin für einen schlechten Nachgeschmack der Veranstaltung, den sich das Programm keineswegs verdient hätte.

Am Schluss verkaufte der Künstler Waschlappen zu Gunsten des Integrationshauses von "Kurt Ostbahn". Die verkaufte Anzahl zeigte, dass das Publikum durchwegs mit dem Abend zufrieden war.

Dazu einige Details und Überlegungen des Veranstalters:

Der Begriff "Kabarett" ist breit und lässt verschiedene Erwartungen zu. Offensichtlich war da ein Missverständnis involviert, sonst wäre nicht ein 2-jähriges Kind mitgenommen worden. Nach dem ersten kindlichen Geplauder machte der Künstler aufmerksam, dass er nichts gegen Kinder hätte, aber sein Geplauder das Programm stören würde. Das sah der Vater, der selber Musiker ist, auch ein und verließ nach dem nächsten Geplauder mit dem Kind den Saal. Dies hatte aber offensichtlich ein Missfallen der dazugehörigen Gruppe zur Folge. Nach zwei weiteren Rügen des Künstlers betreffend zweier Paare, die das Programm untereinander, hörbar und beständig kommentierten, verließ die erwähnte Gruppe vor der Pause das Lokal.

In dieser, durch die erwähnten kleinen Störungen belasteten Atmosphäre, stand plötzlich die Reporterin der NÖN und machte aus der Mitte des Saales ihr Foto, was vom I Stangl, der die Fotografin nicht als Presse erkannte, mit "Sie stören gar nicht, wenn Sie da in der Mitte stehen", kritisiert wurde. Das hatte einen Verriss in der NÖN zur Folge, der nahe an Rufschädigung lag und wenig mit dem Programm zu tun hatte. Dabei wurde ein "Gossenjargon" kritisiert, der im Widerspruch zur geforderten Aufmerksamkeit läge. Tatsächlich konnte man solche Ausdrücke an einer Hand abzählen, also wesentlich weniger als bei fast allen mir bekannten Kabarettisten der letzten 20 Jahre. Einen "Gossenjargon" konnte man I Stangl vielleicht noch vor 10 Jahren vorwerfen, aber sicher nicht in diesem neuen Programm. Davon habe ich mich schon vor einem Engagement überzeugt um keine Probleme mit dem Gießhübler Publikum zu bekommen.

Man kann sicher verschiedener Meinung sein wie viel Störung ein Künstler in einem improvisierten Kabarett-Lokal beim Schwindl in Gießhübl aushalten muss und wieweit man vom Publikum eine Anpassung an den Grad der geforderten Aufmerksamkeit verlangen kann. Wahrscheinlich wäre die gleiche Störung im von der NÖN zitierten Burgtheater viel weniger aufgefallen als in dem kleinen Saal, wo schon ein Husten zur Ablenkung genügt. Eine Kritik an der Empfindlichkeit eines Künstlers sollte jedoch nicht die Berichterstattung über das Programm beeinflussen. Grundlos gab es nicht so viele positive Kritiken der überregionalen Presse und ausverkaufte Vorstellungen in Wien.

Ing. Leopold Buchner